Kuala Lumpur Reisebericht – Wo Gegensätze verschmelzen
Als ich das erste Mal von dir hörte, stellte ich mir bloß einen exotischen Tanz darunter vor. Nicht etwa, dass du eine 1.6 Millionen Stadt in Malaysia bist, die seit 160 Jahren aus dem Urwald wächst.
Kuala Lumpur, nun stehe ich vor deiner Tür. Will weder deine pompösen Gebäude begutachten, noch deine riesen Shopping-Malls beschlendern. Ich möchte einfach nur fühlen, wie es sich bei dir lebt, was der Hype um dich soll.
Bei all der Lautstärke zwischen Glas, Beton und Asphalt, höre ich vielleicht auch deine flüsternde Stimme heraus?
Die Anreise
Am Flughafen von KL angekommen entgegnen mir Mobilfunk-Anbieter und ich kaufe mir eine SIM-Karte mit 1GB Internet Volumen für 5 EUR. Der Verkäufer installiert und prüft auch gleich alles auf Funktion. Herrlich.
Jetzt noch nen’ Café. Ah, da ist ein Starbucks!
Es ist alles gut ausgeschildert und ich finde den modernen Reisebus, der mich nach KL Sentral bringt. Vorher kaufe ich mein Busticket für 2,50 EUR.
Verdammt ist der Café heiß.
Der Busfahrer drängt mich zum einsteigen, schaffe es nicht den Café auszutrinken. Im Bus werden wir mit einem Päckchen Datteln und Trinkwasser empfangen. Danke dafür!
Nach ca. 45 Minuten kommen wir in KL Sentral an. Ein gigantischer Bahnhof und riesige Mall zugleich.
Von dort schleppe ich mich und mein Gepäck in die überladene KTM Bahn. Während der Fahrt versuche ich zu erkennen, bei welcher Haltestelle wir sind. Denn die Durchsage ist höchstens ein Mix aus kaputtem Lautsprecher und unverständlicher Aussprache. Wie es kommen muss, fahre ich natürlich eine Station zu weit, also umsteigen und wieder zurück.
Mein Gasthaus liegt in “Bukit Bintang”, dem Kiez der Stadt, von dessen Bahnhof mein AirBnB (30 EUR Gutschein) Host mich abholt.
Der erste Abend
Als ich ankomme ist es bereits Abend und ich entschied mich meine Umgebung ein wenig zu erkundschaften.
Schließlich lande ich in Changkat. Viele junge Mädels wandern umher, die mich gerne massieren möchten. Ein wenig weiter fragt mich ‘nen schmieriger Typ: “want a girl, sir?”
Was geht hier ab, habe genug für heute.
Esse noch ein viel zu teures Pilz-Kokos-Curry und gehe zurück in mein Gästezimmer, mich aufs Ohr legen.
Die Frage aller Fragen
Was mich an KL interessiert, steht weder in Stadtführern noch konnten mir andere Blogs, YouTube Videos oder Reiseberichte darauf eine Antwort geben. Wie sieht es aus wenn Buddhisten, Christen, Muslime und Hindus sowie viele weitere Glaubensrichtungen aufeinanderprallen und sich gegenseitig akzeptieren und kooperieren?
Ich habe mir für die Tage nicht viel vorgenommen, sondern jeweils einen Punkt in verschiedene Himmelsrichtungen markiert und mich dorthin begeben. Geplant ungeplant sozusagen. Ich lasse die Dinge auf mich zukommen.
Unerwartete Zahlen
Das mich Multikulti erwartet wusste ich ja, kannte aber nicht die Zahlen dazu.
Mit einer städtischen Bevölkerung von 52% Chinesen, nur 39% Malaien und 6% Indern sowie einer kleinen Priese von 3%, die sich Indonesier, Philippiner, Sri-Lanker und einige Vietnamesen teilen, kommt nicht grad ein malaysisches Feeling in mir auf.
Mit einem leichten Schock stelle ich fest, dass ich vor allem auf einem Außenhandelsposten wohlhabender Chinesen gelandet bin.
Waschechte Malayer wie meinen AirBnB Host Mat, trifft man in der Innenstadt eher selten.
Infrastruktur
Die Stadt verfügt über gute Bus- und Bahn Infrastruktur. Davon können die Buslinie “purple line” und “green line” unter dem Motto “GO KL”, kostenlos genutzt werden. Die Busse sind modern, barrierefrei und klimatisiert.
Einkaufsmöglichkeiten und Wäsche
In der Stadt finden sich in jeder Ecke ganztägig geöffnete Supermärkte. Es fällt einfach, mal eben etwas einzukaufen.
Hier in KL habe ich den Selfservice-Waschsalon neben meiner Haustür echt zu schätzen gelernt. In Bukit Bintang sehe ich viele solcher Waschsalons.
Einmal waschen kostet mich 2 EUR und dauert ca. 30 Minuten. Wer mag kann, für einen kleinen Aufpreis, weitere 30 Minuten den Wäschetrockner benutzen. Praktisch.
Essen in Kuala Lumpur
Ich habe Mittags meist in der Tempel-Kantine von “Dharma Realm Guan Yin Sagely Monastery” für super günstige 3~4 EUR gegessen und getrunken, was auch meine Nr. 1 Empfehlung bleibt. Die Gerichte gleichen einem Mittags-Buffet beim Asiaten und wir haben die freie Wahl.
Aber auch das Restaurant “Blue Boy Vegetarian” bietet sehr ähnliche Gerichte an. Bei gleicher Menge für 4.5~5 EUR.
Beides vollwertig, vegan und lecker.
Jalan Alor Streetfood
Heiß angepriesen wird die Fress-Meile von “Jalan Alor”. Dort finden wir abends eine riesige Auswahl an Streetfood und offenen Restaurants. Jedoch überteuert, da stark frequentiert von Touristen.
Letztendlich entschied ich mich Jalan Alor eine Chance zu geben und ging mit meinem Host einen Happen pieken. Es war lecker, aber nicht besser als anderorts. Man bekommt praktisch an jeder Ecke Leckereien.
Begegnungen im Perdana Botanical Garden
Die Parks in KL sind wie geleckt. So auch der riesige Perdana Botanical Garden.
Wie zu erwarten finde ich hauptsächlich tropisches Gewächs sowie Schmetterlinge, singende Vögel und freche Eichhörnchen.
Außerdem entdecke ich eine interessante Perspektive auf die Petronas Towers und den KL Tower.
Ventilatoren pusten Schweißperlen aus meinem Gesicht, während ich mir eine Auszeit auf der Parkbank nehme.
Dabei wird mir bewusst, welch tolle Möglichkeiten der Park für diverse Fotoshootings bereithält.
Wo wir grad beim Thema sind; kurze Zeit später sehe ich zwei Jungs mit einer Sony Alpha 7 und dem Sony ZA 55/1.8 Objektiv fotografieren.
Wir kommen ins Gespräch, als die goldene Stunde anbricht. Folglich nutze ich die Gelegenheit für eine kurze Portrait-Runde mit den Beiden.
Street Art
Wieder eine ruhig gelegene Location entdeckt. Aus der Ruine wächst ein Bananen-Baum, was mich beeindruckt. Wenn du genau hinsiehst, erkennst du mittig links sogar die ersten Bananen.
Fotografische Einsichten – Die richtigen Brennweiten für KL
Ich hätte ja erwartet, dass ich in KL unbedingt viel Weitwinkel benötigen würde. Genau das Gegenteil war der Fall.
Meist musste ich über unnötige bzw. störende Hindernisse im Vordergrund hinweg fotografieren.
Ich liebe mein 24/1.4 ART für vielerlei Dinge, aber in KL wäre ich super ohne klar gekommen. Die weitwinkligen Fotos sind meist mit einer Standard-Brennweite (58mm/Vollformat) entstanden. Aus einer recht geraden Sichtlinie zum Motiv habe ich Panoramen fotografiert. Also mehrere Einzelbilder in der Nachbearbeitung zu einem Bild zusammengefügt.
Mit einem Weitwinkel müssen wir oft näher heran. Dadurch entsteht dann die typische Fußgänger-Perspektive. Wie ein Blick von unten hoch aufs Gebäude. Mach ich nur sehr ungern.
Also eine Standard-Brennweite um die 50mm an Vollformat scheint mir super zu sein für KL. Für APS-C Cropformat sollte man sich ein 35mm oder 40mm Objektiv einpacken. Sofern du gern auch mal ein Panorama aus mehreren Einzelbildern machen möchtest. Wie schnell und einfach ich das mache kannst du hier nachschlagen.
Architektur
Hier einige Panoramen. Selbst das erste Bild ist aus 5 Einzelbildern entstanden. Das 4. 5. und letzte Bild, habe ich mit dem 24/1.4 ART fotografiert.
Schlusswort
Hat dir mein Kuala Lumpur Reisebericht bis hier her gefallen? Dann hinterlass doch ein Kommentar mit deinen Gedanken dazu.
Ich wollte meine Woche nicht damit verbringen, um die typischen Touristen-Schauplätze abzuklappern. Stattdessen schwebt mir vor, die Menschen zu beobachten und die Atmosphäre der Stadt aufzusaugen.
Vielleicht war es närrisch zu denken, dass ich in der einen Woche mehr als die Oberfläche der Millionen-Stadt ankratze, so dauerte es fast die ganze Woche, bis ich wirklich angekommen bin und aus mir selbst austreten kann. Stets werde ich mit neuen Eindrücken konfrontiert, bei denen ich aus meiner Komfortzone austreten muss.
Die Menschen sind nicht von Interaktionen mit mir abgeneigt, kommen aber auch nicht auf mich zu. Und es kostet jedes Mal Überwindung den ersten Schritt zu machen.
Wenn ich denn auf Menschen zugehe, begegnen sie mir sehr freundlich und zuvorkommend. Man kommt ins Gespräch oder es findet ein Austausch des gegenseitigen Respekts statt.
Es ist in der Stadt weit und breit auch keine Spur von dogmatischer Religion zu spüren, obwohl gerade Ramadan ist.
Kuala Lumpur ist eine wachsende Großstadt mit allem was dazu gehört. Es wird viel gebaut, modernisiert und für die Zukunft geplant. Mir kommt es so vor, als würde KL nicht nur eine Großstadt Asiens bleiben wollen. Vielmehr verspüre ich den Ehrgeiz, einer werdenden Weltstadt.
Welche Stadt ist dein nächstes Ziel?
Ganz oben auf meiner Liste steht ja Portugal mit Lissabon und den Azoren. Aber viel mehr interessieren mich exotische Städte und Länder der Welt, die noch nicht ganz so erschlossen sind.
Vielleicht hast du einen Tipp?
Und warst du selbst auch mal in KL? Was sind deine Gedanken zu der Stadt?
Bleib großartig und bis bald,
Barış
2 Kommentare
Danke dafür ! Scheiss auf den Reisebericht ! Die Fotos reichen schon 😉
Haha, du bist legendär Olli!
Danke!